trial and error“- dieser Slogan dringt uns in der Regel aus dem EDV-Sprachraum entgegen. Dabei geht es um Wahrheitsfindung durch pragmatisches Ausprobieren und hat etwas Hemdsärmelig-Spielerisches an sich, das unserem generellen Bedürfnis nach rationaler Erklärbarkeit und Strukturiertheit entgegensteht, denn eingeschlossen ist hier auch das Eingeständnis, dass nicht alles vorauszuberechnen sei und somit auch ein positiver Begriff des Fehler-Machens.
Solch eine Ambivalenz gegenüber dem nicht vordergründig Erfolgreichen und Unabgeschlossenen zieht sich auch motivisch durch Juliane Dudas Arbeiten, von denen einige hier unter dem Titel trial & error versammelt sind.
Ausgangspunkt der Werke bilden in der Regel Gebäude oder räumliche Konstellationen, an denen Veränderungen in Funktion und baulichem Zustand erfolgten und sichtbar blieben, welche nun irgendwie nicht mehr in die urbanisierte Landschaft zu passen scheinen.
Oft sind es Ruinen und Leerstände ehemals wirtschaftlicher, politischer oder militärischer Institutionen: Die geräumte Kaserne der Sowjetarmee in Brandenburg (Marschbefehl, Kachelzimmer, Wegelager), Gebäude aus besseren Zeiten der Deutschen Bahn (Reichsgrün, DB Rechenzentrum) und ein zugewachsener Leipziger Hinterhof (Reudnitz (mein Hof)), stillgelegte Manufakturen in Mecklenburg (Emzett, Lewa, Diamant) und Plattenbauruinen im Zentrum der deutschen Hauptstadt (Moll 31, BJ. 71). Aber auch andere bauliche Anachronismen: frühere Geheimdienstzentralen beidseitig des Eisernen Vorhangs (Fenster zur Welt, Berlin-Köpenick, Die schöne WiWeNa (1971-99), Fata Morgana (Berlin-Wilmersdorf)), ein inzwischen abgerissenes Vorzeige-Domizil des organisierten DDR- Massentourismus (Zentrale), ehemalige Schulen in Südkorea und Schleswig Holstein (koreal, school’s out) und eine bucklige Bunkerlandschaft (Brand-Bilder).
Dies und ähnliches geriet in den Focus von Dudas Bildkompositionen, die aber keine Verfalls- und Verlustprotokolle sind. Denn das abgebildete Bauliche ist, weil es seine ursprünglichen Funktion und Repräsentativität eingebüßt hat, auf die ästhetische Präsenz seiner eigentlichen Gestalt zurück geworfen. Und entfaltet diese – gerade jetzt erst – hier rauh und schön.
So erscheinen in den Images so etwas wie „Soll- Bruchstellen“ der Urbanität und auch die ansehnliche Kehrseite des gesellschaftlichen trial & error-Verfahrens.
Die Vernissage ist am SONNTAG, 13.2.2011 um 11 Uhr.
Die Ausstellung am 13./19./20./26. und 27.2.2011, jeweils von 14 bis 18 Uhr in der Galerie QQArt.