Katharina Probst war in Eile. Zwischen Rusmarkt und Universitätsklinik stürmte sie mit prallem Rucksack und schwerer Tasche zum Hauptbahnhof Dresden. Hier auf dem Bahnsteig war es so kurz nach Sieben noch richtig frisch. Sie fröstelte und dachte über ihre Reise nach. In eine Stadt deren Namen sie bis vor kurzem noch nie gehört hatte und zu einem Kunstverein den sie genauso wenig kannte. Mit diesen Gedanken stieg sie in den ICE nach Berlin. Zumindest schleppen musste sie jetzt zunächst nicht mehr. Da war eben jener Anruf gewesen in dem ihr zum Gewinn eines Kunstpreises in der Kategorie „Malerei“ gratuliert wurde. Und dass es doch schön sei an der Verleihung des Preises teilzunehmen. Die Stadt hieß Hilden und der Verein QQTec. Ein komischer Name. Hier hatte sie sich am 2.2.2021 mit 3 Selbstportraits zum Thema „Kontrast“ beworben. Damals ahnte sie natürlich nicht dass weitere 470 Arbeiten ihr einen Sieg streitig machen wollten. In der gesamten Ausstellung mit den zusätzlichen Kategorien „Foto/Video“ und „Skulptur/Installation“ sogar knapp 900 Arbeiten.
Nun war bald Berlin erreicht und es hieß umsteigen in den nächsten ICE nach Düsseldorf. Wieder hatte sie etwas Ruhe gefunden und so kamen die Gedanken auf, die alle Künstler haben wenn sie ihre Arbeiten in einer Galerie suchen. Wo hänge ich, wie hänge ich, gibt es für meine Arbeit genug Licht, wie ist das Umfeld? Auf all diese Fragen gab es natürlich keine Antworten. Etwas beruhigend erschien ihr jedoch die Tatsache dass der Verein in den 20 Jahren seines Bestehens zahllose Ausstellungen durchgeführt hatte und dieser int. Kunstpreis immerhin zum 9. Mal ausgetragen wird. Da sollten sie doch etwas gelernt haben und es wird wohl nicht so schlimm werden. Mit diesen Gedanken nickte sie ein wenig ein und wurde wieder hell wach als es auf Düsseldorf zuging. Dann umsteigen in die S-Bahn nach Hilden wo Herr Stein sie abholte.
Der schnelle Überblick über die Ausstellung mit 31 Exponaten fiel zufriedenstellend aus. Alles war in Ordnung. Spannende Ausstellung, gut gehängt, gut ausgeleuchtet. Erste Erleichterung. Nun ging es an die Vorbereitung der Ehrungen, diesmal leider ohne Publikum. Die Kunstschule im EG wurde zum Warteraum umfunktioniert wo sich Frau Stein um die Gäste kümmerte. Die erste Preisträgerin war Ulla Ströhmann aus Köln. Sie war die Siegerin in der Kategorie „Skulptur/ Installation“. Bei ihrer 6-teiligen Arbeit handelt es sich um Enkaustik mit Blattmetall auf Hartfaser. Ein lyrisches Ensemble zur Meditation und Erreichen einer inneren Ruhe. Urkunde, Riesen-Scheck und Cash wurden von Herrn Jovanovic der spendenden Sparkasse HRV übergeben, die seit vielen Jahren diesen Kunstpreis fördert. Das tat sie auch im Falle der nächsten Preisträgerin, Frau Gerda-Maria Schmidt aus Haan in der Kategorie „Foto/Video“. Dieser Künstlerin war es gelungen zum 5. Mal in der 9. Auflage dieses Kunstpreises teilzunehmen. Ein absoluter und ganz besonderer Rekord. Immerhin ist die Galerie stolz darauf „anonym“, d.h. ohne Kenntnis der Personen allein nach den Fotos über die Teilnahme zu entscheiden. Chapeau. Ihre Arbeit „Die dunkle Macht“ ist ein schwarz/weiss Foto mit unglaublicher Tiefe und intensivem Ausdruck.
Schließlich die letzte Ehrung. Katherina Probst war am Ziel angekommen. Die Laudatio, Ehrung und Geldpreisübergabe wurde vom Leiter der Galerie, Herrn Stein durchgeführt. Glücklich und alle Mühen vergessend nahm sie die Preise in Empfang. Nach Übernachtung im benachbarten Hotel – ohne Frühstück und nur mit einer Bescheinigung von QQTec dass es sich nicht um eine touristische Übernachtung handelt – ist sie dann Montagmorgen zu Fuß zum Bahnhof Hilden marschiert um den Zug 6:58h über Solingen zurück nach Dresden zu erreichen. Zusätzliches Gepäck: Ihre 3 preisgekrönten Arbeiten.
Die Reise hatte sich gelohnt. Neue Kunstkontakte, Interessante Arbeiten und eine Ahnung was QQTec bedeutet. Einen besonderen Ausblick gab Herr Stein dann zum Abschied. Die Ausschreibung zum Kunstpreis enthielt auch das Angebot einer besonderen Kunstausstellung mit den 3 Preisträgerinnen. Nach Corona könnte diese vielleicht im Herbst stattfinden. Dann würde Frau Probst ihre Reise wohl wiederholen. Aber dann kennt sie ihr Ziel genau und kann sich begründet darauf freuen.