Ein Artikel in der Rheinischen Post:

Im Folgenden: Der vollständige Zeitungsartikel zum Nachlesen – optimiert für die Ansicht auf einem Smartphone.
Wie sich ein Mensch zurückzieht – eingefangen auf Leinwand
VON SABINE MAGUIRE
HILDEN Eine Frau lehnt ihren Kopf an die Schulter eines Mannes. Sie schaut ihn an, erst flehend, dann ungläubig, am Ende fragend. Wie sich ein Mensch zurückzieht und sich einem anderen verschließt: Das hat Simiao Yu in ihrer Aquarellmalerei ausdrucksstark nachgezeichnet. Seit Sonntag gehörte sie zu den Preisträgern der internationalen Kunstausstellung „Frequenz“, zu der Helmut Stein in die QQTec-Galerie eingeladen hatte.
Die gemalten Filmszenen stammen aus Akira Kurosawas „Rashomon“, gedreht in den 1950er Jahren. Über die Leinwand liefen sie so schnell, dass der Betrachter den Gefühlsregungen nicht hätte folgen können. „Um dafür Zeit zu schaffen, habe ich sie rausgelöst“, sagt Simiao Yu über ihr Werk, das mit dem ersten Preis in der Kategorie „Malerei“ geehrt wurde. Der erste Zug kam nicht, der zweite kam zu spät, kurz vor der Ankunft liefen auch noch Leute über die Gleise: Sechs Stunden war die in Braunschweig lebende Künstlerin mit der Bahn nach Hilden unterwegs, zur Preisverleihung hatte sie es gerade noch geschafft.
Die Ausstellung sei mit mehr als 150 Besuchern an drei Tagen ein großer Erfolg gewesen, so Helmut Stein, der selbst durch die Werkschau geführt hatte. Zuvor hatte eine Fachjury aus 821 Einsendungen von 331 Künstlern insgesamt 45 Arbeiten ausgewählt, die in der QQArt-Galerie gezeigt wurden. Neben Simiao Yu gehörten noch Monika Kuck (Fotografie) und Timo Hoheisel (Bildhauerei/Installation) zu den Preisträgern. Kuck hatte ein Werk eingereicht, das sie, wie sie selbst sagt, „ein paar Wochen in Gedanken herumgetragen“ habe. Bei einem der Düsseldorfer Akademie-Rundgänge war ihr ein alter Wasserhahn ins Auge gefallen, daneben eine Seifenschale in der Wand. Die Farben, die Akademieschüler dort zuvor beim Händewaschen hinterlassen hatten, gerade frisch überpinselt. Die Fotokünstlerin hatte auf den Auslöser gedrückt, den Wassertropfen hat sie vor ihrer Kamera aus einer Pipette tropfen lassen und später „eingebaut“.
Dieses Detail war es wohl, das noch fehlte, um dem Ausstellungsmotto „Frequenz“ einen besonderen Ausdruck zu verleihen. Wie oft es tropft, wie häufig sich jemand dort die Hände wäscht: Das sind durchaus Fragen, die man sich als Betrachter stellen konnte.
Die Protagonisten aus Timo Hoheisels „Zeitenwende“ verschließen sich hingegen einer genaueren Betrachtung: Fünf Wecker, mit dem „Gesicht“ zur Wand, auch auf diese Weise lässt sich die Zeit „wenden“. Die Idee ist simpel, manchem entlockt sie möglicherweise das klischeehafte „das kann ich auch“ – und dennoch muss man erst mal draufkommen.
Auch was ansonsten in der Forststraße gezeigt wurde, war durchaus eindrucksvoll. Zwei Arbeiten von Künstlern aus dem kanadischen Quebec hatten es in die Ausstellung geschafft, dazu die Malerei eines Litauers. Erfolgreich beworben hatte sich auch Krickel Krakel, ein ehemals obdachloser Künstler aus der Düsseldorfer „Akademie der Straße“. Und nicht nur das: Sein Werk „Hirnfrequenz III“ hat einen Käufer gefunden.